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2005 Barcelona Fiesta de Ciel

Barcelona - Die Stadt der Wunder

heißt eines meiner erklärten Lieblingsbücher. Der Schriftsteller Eduardo Mendoza schildert darin Aufstieg und Fall eines Kriminellen in der pulsierenden, von Energie und Vorwärtsdrang beherrschten Stadt Barcelona zwischen der ersten (1888) und zweiten (1929) Weltausstellung. Da Barcelona bis heute nichts von seiner Lebendigkeit verloren hat, war es für meine Frau und mich nur eine Frage von Minuten, die Einladung eines befreundeten Drachenfliegers zu übernehmen, sie sogar noch einige Tage auf eigene Rechnung auszuweiten und am „Fiesta de ciel „ in der katalanischen Metropole teilzunehmen. 

 

 

 

 

 

In den ersten beiden Tagen vor dem Drachenfest genossen wir ausgiebig die einzigartige Atmosphäre in der Stadt, in der gerade das alljährliche Stadtfest „ Merce“ stattfand - Bühnen, Vorführungen, Musik und Pantomime an allen Ecken des gotischen Viertels - völlig faszinierend, wenn die Barcelonesen zu Hunderten auf einem Platz zusammenkommen um in großen Kreisen zusammen ihre katalanischen Volkstänze zu tanzen, die Einkaufstaschen zum Schutz vor Dieben immer in der Mitte der Kreise.

Eine der vielen Veranstaltungen im Rahmen dieses großen Festes ist das Drachenfest, das am 3. Wochenende des September stattfand und durch das Stadtfest gesponsert wurde.

Nach und nach trafen auch die anderen Drachenflieger im gemeinsamen Hotel ein und viele bekannte und neue Drachenfreunde konnten begrüßt werden. Nahezu alle spanischen und südfranzösischen Drachenclubs waren vertreten ebenso eine Abordnung des italienischen Clubs „Septimo cielo“ und die Gonzales Brüder aus Madrid, deren stablose Großdrachen auch international sehr bekannt sind. Aus Deutschland war als „Ersatzmannschaft“ für die traditionell eingeladenen DADL-Mitglieder aus Hannover, Mike Wengenmayr, Engelbert Simon und Carmen dabei, sowie als Motor, Dolmetscherin und Promotion-Agentin in Personalunion Catalina Giermann mit Ihrem Sohn Andreas.







 

Eine besondere Freude war für mich das Wiedersehen mit Thijo van Beck den ich seit seiner Genesung zum ersten Mal wiedertraf. Schöne Stunden und gute Gespräche - nicht nur über Drachen - haben wir gemeinsam verbracht.

Drachenfliegen gab es natürlich auch, am Samstag und Sonntag jeweils bei Schwachwind am Morgen und immer besseren Windbedingungen, je weiter der Tag voranschritt. 

Das Drachenfest in Barcelona ist weniger ein Fest der herausragenden Designerstücke oder der bekannten Drachenbauer, sondern vielmehr ein Zusammensein der spanischen Drachenclubs und ihrer Freunde. Was Wunder, dass die Stimmung von einer freundschaftlichen Atmosphäre geprägt ist, die jeweils ihren Höhepunkt in den gemeinsamen Mahlzeiten im nahegelegenen Restaurant fand.

Verschiedene moderierte Programmpunkte wie Eierabwurf, Kinderdrachenfliegen mit Sleds und Lenkdrachenvorführungen mit 2- und 4-Leinern strukturierten den Tag ebenso wie ein Publikumswettbewerb für die schönsten Drachen, der wie ein Eislaufwettbewerb mit Punktrichtertafeln durchgeführt wurde. Jeder Teilnehmer musste seinen Drachen dem Publikum präsentieren, lautstark begleitet von Moderation und Beifall. Dass es dabei insgesamt nicht so teutonisch streng zuging wie bei uns, zeigt die Preisverleihung am darauf folgenden Sonntag, bei dem ich den Pokal für den schönsten Designer Drachen erhielt, - ich hatte am Wettbewerb gar nicht teilgenommen. Es war einfach ein Dankeschön des Drachenclubs für meinen Beitrag am Drachenhimmel.




 

Nach zwei wunderbaren Drachenflugtagen, immer wieder unterbrochen durch Schwimmeinlagen im angenehm warmen Mittelmeer, ging ein Drachenfest zu Ende, das ich noch lange in Erinnerung haben werde.

Aber wir hatten noch zwei Tage, die wir ganz der Architektur und Kunst widmen konnten. Barcelona ist nicht nur die Stadt des Antoni Gaudi, steinerne Zeitzeugen von der Gotik bis zur Gegenwart können auf engstem Raum und bequem mit der U-Bahn zu erreichen, erkundet werden. Unsere Entdeckungen zu schildern würde sicher nicht nur den Rahmen dieses Artikels, sondern auch den thematischen Rahmen dieses Magazins sprengen. 

 

 

 

 

 

Barcelona war in jeder Hinsicht eine Reise wert und mein ganz besonderer Dank gilt den Freunden des Barcelona Estels Club, die uns so fürsorglich und großzügig unterstützt haben.

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Dieser Umstand bot uns die Möglichkeit, in den Morgenstunden die touristischen Attraktionen der Metropole zu besichtigen. So statteten wir dem Falkenmarkt, dem neuen Museum für Islamische Kunst und dem Bazar „Souk“ einen Besuch ab. Deutlich wird am Souk als ein für Touristen erstellten Handelsplatz das Fehlen von alten Gebäuden. Qatar ist ein sehr junges Land, dessen Staatsgründung erst 50 Jahre zurückliegt. Somit verfügt es noch kaum über eine geschriebene oder gebaute Geschichte, wie sie für uns selbstverständlich ist. Seit 2013 regiert der junge König Scheich Taminm das Land und die Regeln und Bestimmungen des streng islamischen Landes hinsichtlich Kleidungsvorschriften, Fotografiermöglichkeiten, Verhalten in der Öffentlichkeit und Kontaktaufnahme zur Bevölkerung lockern sich. Im Jahr 2022 werden die Fußballweltmeisterschaften in der Stadt ausgetragen und im Vorfeld werden unzählige Ereignisse wie eben das Drachenfest aber auch Sportveranstaltungen aller Art veranstaltet. Natürlich will man auch den Nachbarstaten Kuwait und Vereinigte Emirate nicht nachstehen, die in den vergangenen Jahren auch schon große Drachenfeste importiert und abgehalten haben. 
 Einzelne Drachenflieger haben mit dem einsetzenden Wind schon am späten Vormittag ihre Flugobjekte an den Himmel gestellt. Aber Zuschauer waren zu dieser Zeit noch nicht unterwegs. Das änderte sich täglich am frühen Nachmittag. Tausende waren unterwegs, und am Freitag, dem islamischen Feiertag, suchten Zehntausende den Aspire Park auf, erholten sich bei einem gemeinsamen Picknick und staunten über das Drachenfest. Anfangs noch sichtlich uninteressiert, nahmen die Besucher im Laufe der Woche immer begeisterter und aufgeschlossener teil. Wir Teilnehmer waren in der Lage, auch bei schwachem Wind um 15 km/h Drachen aus unserm Portfolio zu präsentieren und den Himmel mit Drachen aller Größen, Formen und Bauarten zu füllen.Von Daniela Zitzmanns kleinen Papierdrachen im DIN A4 Format bis zu den Großdrachen des französischen Teams Awita mit 35 m Baulänge, von den Kastendrachen des Australiers Michael Alvarez bis zu den Riesenbowls des Italieners Edoardo Borgetti von den Drachenensembles des Schweizer Teams Carpe Diem bis zu den filigranen Faltedos von Anke Sauer war die ganze Bandbreite des Drachenfliegens an einer Leine abgebildet. Katherina und Claudio hatten mit ihrer Auswahl an Teilnehmern ein glückliches Händchen, sodass die Zuschauer die ganze Vielfalt an Drachenkunst erleben durften. Unglaublich und für mich zum ersten Mal so erlebt war, dass ein gemeinsames Fliegen von über 100 Drachenfliegern mit so unterschiedlichen Drachen auf einem Flugfeld von 170 Metern im Quadrat ohne weitere Feldeinteilung in einem friedlichen und harmonischen Miteinander möglich war.Jeder der Teilnehmer hätte es nun verdient im Einzelnen vorgestellt zu werden, steht er doch für einen eigenständigen Ausdruck und hat im Laufe der letzten Jahre seine unverkennbare Bildsprache mit eigenen Drachenformen und Designs entwickelt. Aber das würde den Umfang dieses Artikels bei weitem sprengen und so bleibt im folgenden nur zwei Designer vorzustellen, die den meisten Lesern von Kites&Friends noch nicht bekannt sein dürften. Der 67-jährige Michael Goddard aus England ist in Sachen Drachenbau ein spät Berufener. Vor 10 Jahren habe ich Ihn beim Drachenfest in Bristol kennengelernt. Zu dieser Zeit gab der akademisch geschulte Fotograf und Grafikdesigner seine Lehrtätigkeit an der Hochschule auf und bereist nun mit und ohne Drachen, aber immer mit seiner Frau Fran Goddard, die Welt. Seine Anfänge im Drachendesign sind in der Architekturanalyse zu finden. Aus der fotografischen Abbildung von Architektur und Architekturdetails leitet er Grafiken ab, die er dann in meisterhafter Paneeltechnik in Drachensegel umsetzt. Unter Zuhilfenahme der begrenzten Farbpalette von Drachenstoffen schafft er einen Abstraktionsgrad der seine Drachen einzigartig und unverwechselbar macht. Nach einem kurzen Ausflug in die Malerei arbeitet er in jüngster Zeit verstärkt mit der Kamera und fotografiert mit Langzeitbelichtungen Lichter und Schatten in Bewegungen und in der Nacht. Durch Nachbearbeitung am Rechner erzeugt er mit Falschfarben und Überzeichnungen eine abstrakte Form- und Farbensprache, die im Drachendesign ohne Vorbild ist und die er mit Recht als seine Eigenentwicklung bezeichnen darf. Die Umsetzung auf das Drachensegel erfolgt nun durch Sublimationsdruck auf Icarex. Seine bevorzugte Drachenform für diese Technik ist derzeit der Posterdrachen, aber ich bin sicher dass bei der Wahl der Drachenform in nächster Zeit noch Neues zu erwarten ist. Die ganze Bandbreite seines Schaffens kann auf www.idesignkites.com erkundet werden.Das krasse Gegenteil zu den genau kalkulierten und ohne Zufälle gestalteten Drachen von Michale Goddard sind die Arbeiten von Kadek dwi Amika. Ich war 2014 beim Drachenfest in Dieppe fasziniert von den handwerklichen und gestalterischen Fähigkeiten des Drachenbauers aus Bali, der im Laufe der Drachenfestwoche vor Ort im Workshopzelt einen dreidimensionalen Körperdrachen erschuf und rechtzeitig zum Designwettbewerb in die Luft brachte. Im Gespräch hier in Doha hat er mir erklärt, dass er sein gestalterisches Rüstzeug an einer Hochschule erhalten hat und seinen Lebensunterhalt als Architekt verdient. Seine Drachen haben starke regionale Bezüge hinsichtlich der Wahl der Materialien aus der Natur, er verwendet zu großen Teilen Bambus, Blätter, Palmwedel und verschiedene Papiere, um seine erstaunlichen Kreationen umzusetzen. Die Formensprache ist aber völlig frei von historischen Reminiszensen zu balinesischen Drachen und entspringt allein seiner Fantasie. Da er natürlich nicht immer die Zeit und Gelegenheit hat, am Rande des Drachenfestes zu arbeiten, hat er in seinem Hardcase einige Blätterdrachen, die so konstruiert sind, dass sie zusammengelegt und abgebunden auch eine Flugreise rund um die halbe Welt aushalten. Diese Drachen hat er dem Publikum in Qatar nun vorgestellt.   Ich finde es immer wieder faszinierend, welche unterschiedlichen Herkünfte, Ausbildungen und Lebensumstände uns Drachenfliegern vorgegeben sind und wie wir uns auf Festen rund um den Erdball treffen, um den Himmel als Ausdrucksmöglichkeit unserer Fantasie und als Galerie für die Besucher zu nutzen. Für die Einladung möchte ich mich ganz herzlich bei der Familie Capelli bedanken, für die Umsetzung, die Gastfreundschaft und Finanzierung bei den Organisatoren und Sponsoren und für die gute Laune und das freundliche Miteinander bei den Drachenfliegern aus der ganzen Welt und der Delegation aus Deutschland. Wenn es ein nächstes Festival in Doha geben sollte, bin ich gerne wieder dabei ausrichten können. Als Veranstalter und Mäzen tritt die Aspire Group aus Doha auf.
Am Abend des 5. März trafen wir nach kurzem Bustransfer vom Flughafen im Hotel Intercontinental ein, wo wir die nächsten fünf Tage über alle Maße luxuriös und bequem untergebracht waren. Als reisende Drachenflieger haben wir alle schon viele Jugendherbergen, Studentenwohnheime und Hotels der 1 und 2 Sterne Kategorie erlebt. Ein Einzelzimmer mit 40 qm, ein Outdoorpool im 46sten Stock und eine Bar im 55sten Stock war bisher noch nicht dabei, geschweige denn ein mindestens 30 Meter langes Frühstücksbuffet mit Köstlichkeiten aus der ganzen Welt. Kurz und gut: wir waren bestens versorgt und auch alle Transfers zum Flugfeld klappten hervorragend und reibungslos.
Aufgrund der Hitze - es ist Frühling und tagsüber 30 ° warm - begann das Drachenfest täglich erst nach der Mittagszeit und dauerte bis lange in die früh einsetzende Dunkelheit an.
 
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